° = Regie
/ = Edit
* = Kamera
~ = Foley
# = Produktion


// Cinematographer


To Fear, Hope and Desire again


2020 - VIDEOART - COLOUR - STEREO


DIRECTOR: LOTTE MERET EFFINGER
CINEMATOGRAPHER: MELANIE JILG
MUSIC COMPOSER: FLORIAN MAYER


In spektakulärer Kinematographie nähert sich das Kameraauge gleich einem Mikroskop
hybriden Oberflächen und Strukturen an Haut mit Poren und Haaren, Insektenbeinen und
-fühlern, Gewebe, gallertartigen Massen und Flüssigkeiten, einem Augapfel. In einer
Laborsituation werden unterschiedliche Substanzen, von denen wir nicht genau wissen,
ob
sie natürlicher oder künstlicher, menschlicher, tierischer, mineralischer oder gar
extraterrestrischer Herkunft sind, von behandschuhten Händen in Petrischalen seziert und
einander injiziert. Animierte Grafiken sich verwandelnder und verschmelzender Körper
entwickeln sich im Spiegel der digitalen Evolution von diagrammatischen Darstellungen in die
dritte Dimension, während verfremdete Computer Stimmen von körperlichen Transition-
Erfahrungen berichten und philosophisch-poetische Überlegungen zur Hybridisierung des
Körpers im Zeitalter digitaler Technologien anstellen.
Lotte Merets Videoarbeit TO FEAR, HOPE AND DESIRE AGAIN untersucht die Veränderung
von Körperlichkeitserfahrungen und entwickelt neue Perspektiven auf unser Zusammenleben
mit nicht-parasitären oder post-menschlichen Wesen. Methoden der Bilderzeugung aus der
Medizin und der naturwissenschaftlichen Forschung werden künstlerisch angewandt, um die
Interferenzen unserer Identitäten innerhalb der Strukturen von Wissenschaft, Alchemie,
Sexualität, Psychosozialität, Trans-/Posthumanismus und Schamanismus zu untersuchen.
„Gedanken sind ständig in Bewegung, ständig im Werden, ständig in der Erneuerung ...
Teilchen lösen sich auf und kristallisieren sich. Niemals ein fertiges Ding an sich, immer
unvollständig, unvollständig und sich verändernd – kurz vor einer weiteren Bewegung, einem
Fall, einem Auseinanderfallen.“ Sagt die Stimme aus dem Voice-off. Der Film evoziert fluide Beziehungsgeflechte; hybridhafte, symbiotische Lebensformen
zwischen Tier und Mensch, Organismus und Maschine, Physikalischem und Nicht-
Physikalischem. Die Anstöße und Assoziationen reichen von Franz Kafkas Verwandlung zu
Donna Haraways Cyborgs und den techno- und xenofeministischen Ideen, „die Menschheit
von der Tyrannei ihrer Biologie zu befreien“ und die Entfremdung, die wir alle erleben, als
„Anstoß, neue Welten zu erschaffen“ zu begreifen. Die Utopie einer post-naturalistischen
Gesellschaft, die sich jenseits etablierter menschlicher Identitätskategorien wie Geschlecht,
Klasse und Ethnie in Symbiose mit Technologie weiterentwickelt. Am Ende tanzt ein
amorphes Hybridwesen, unvollständig und sich verändernd, imperfekt und mithilfe von
Prothesen, aber dennoch hoffnungsvoll-beschwingt zu einem melancholischen Song.
Kasselerdokfest ‘Monitoring Myth and Microgravity’ / von Eva Scharrer


more Information: Lotte Meret Effinger


FESTIVALS
2021 Kasseler Dokumentarfilm und Video Festival, Kassel (D)


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